An die Rechen, fertig, los!

In diesem Blogbeitrag möchte ich mit Euch eine besondere Erfahrung teilen, welche ich in der letzten Woche machen durfte. Gemeinsam mit meinem Bruder habe ich einen freiwilligen Arbeitseinsatz auf einem Bergbauernhof in Südtirol geleistet.
Durch eine Dokumentation im Fernsehen wurde ich auf den Verein "Bergbauernhilfe Südtirol" aufmerksam. Der Verein bietet Bergbauern mit Bedarf die Vermittlung von freiwilligen Helfern, die gegen Kost und Logis auf dem Hof helfen. 
Nach dem Stöbern auf der Homepage  (http://www.bergbauernhilfe.it/de/willkommen.html) konnten bei einem Telefonat mit den Mitarbeitern des Vereins die letzten Fragen geklärt werden. Ein Einsatz ist ab einer Woche möglich. Da wir es noch nie zuvor gemacht hatten, entschieden mein Bruder und ich uns für einen einwöchigen Einsatz. 
Nach dem Abschicken des Online-Anmelde-Formulars und eines telefonischen "Vorstellungsgesprächs" mit dem Verein, bekamen wir eine Auswahl von sechs Höfen per Email. Die Höfe wurden an Hand eines Steckbriefs vorgestellt und wir sollten eine Prioritätenliste erstellen. Wir hatten das Glück, dass unser "Wunschbergbauernhof" auch unser Einsatzort werden sollte. 

Etwa zwei Monate später ging es los in Richtung Passeiertal. Das Gepäck voll mit Arbeitskleidung, Bergschuhen und Gummistiefel traten wir an einem Samstag die Anreise an, welche ab München über das Timmelsjoch ca. 4,5 Stunden dauerte, geprägt von Kurven und Serpentinenstraßen. Am Hof wurden wir freundlich empfangen und direkt mit Almkäse und Speck als Brotzeit versorgt. 
Bereits am ersten Tag lernten wir einige Familienmitglieder des Bauern kennen. Wir erfuhren, dass Geschwister, Neffen, Nichten und Enkeln stets zusammenhalten, sei es im Haushalt, rund um den Hof oder auf dem Feld.   

Sonntag - Tag 1
Am ersten Morgen auf 1.600m wachten wir mit diesem tollen Ausblick auf. Nach dem Frühstück wurde noch einiges im Haushalt geholfen und das Mittagessen vorbereitet. 
In der Sommerzeit sind auf den meisten Höfen, so auch auf unserem, die Tiere (Kühe, Ziegen, Schafe) auf den Almen, so dass die Stallarbeit entfällt. In diesen Monaten können die Bauern sich auf die Heuernte konzentrieren. 
Mit unseren Rechen als treue Begleiter ging es am Nachmittag zu einem Steilhang, um trockenes Heu zusammen zutragen und einzubringen. Durch die Steile der Hänge können nur bedingt Maschinen eingesetzt werden, an den steilsten Stellen muss auch heute noch mit der Sense gemäht werden. Trittsicherheit, gute Bergschuhe und Vorsicht sind daher ein Muss bei der Arbeit in derartigem Gelände.

Montag - Tag 2
Am zweiten Tag ging es erneut zu dem Steilhang, um das restliche Heu einzubringen. Nach kurzer Einweisung wussten wir meistens Bescheid, wo anzupacken war. Bei Fragen konnten wir immer bei allen Familienmitgliedern nachhören.

Dienstag - Tag 3
Täglich konnten wir uns zum Frühstück mit den Eiern der eigenen Hühner versorgen, geschmacklich um Welten besser als die gekauften Eier aus dem Supermarkt. Salat und Kräuter gab es aus dem Garten am Hof, wir waren bestens versorgt. Es wurde jeden Tag frisch gekocht, manchmal von uns und oft auch von den Schwestern des Bauern. So lernten wir regionale Gerichte wie Milchmus oder auch Schwarzplenten Riebl (Buchweizenschmarn) kennen und lieben.
Der Trend, regional, saisonal zu kochen, viel selbst zu machen, wenig Müll zu produzieren hält in den Städten seit einigen Jahren vermehrt wieder Einzug. In Südtirol hingegeben, im Speziellen auf unserem Bergbauernhof, scheint es nie anders gewesen zu sein. 

Mittwoch - Tag 4
Der erste Arbeitstag auf der Alm. Zusätzlich zu den Wiesen rund um den Hof gehören auch einige Almwiesen zum Hof. Mit dem Heutransporter ging es hinauf auf knapp 2.000m. Dort hatte unser Bauer am Vortag bereits mit der Mähmaschine ein Feld gemäht, das Heu war getrocknet und konnte einbracht werden. 
Während der Bauer das nächste Feld mähte rechelten wir das trockene Heu zusammen und brachten es auf eine günstige Stelle, um es anschließen mit dem Transportfahrzeug aufnehmen zu können. 

Donnerstag - Tag 5
Durch ein nächtliches Gewitter war das am Vortag gemähte Heu nass geworden und konnte nicht eingebracht werden. Wir nutzen den Tag etwas zum Ausruhen und machten einen kleinen Ausflug ins nahegelegene Dorf. Dort besuchten wir die Käserei am Wegerhof, in der wir mit den unterschiedlichsten vor Ort hergestellten Käsesorten verköstigt wurden und natürlich einiges für zu Hause einkauften. Die Produkte des Wegerhofs, z.B. Käse, Joghurt, Butter, werden komplett aus eigener Milch und mit viel Liebe hergestellt. 
Auf dem Weg durch das Passeiertal findet man wunderschöne alte Bauernhäuser und Bergbauernhöfe. Alle sind sehr gepflegt und werden mit all dem Charme gut erhalten. 

Freitag - Tag 6
Am letzten Arbeitstag fuhren wir nochmals hinauf auf die Alm. Durch die Höhe war das Arbeiten hier angenehmer, da stets etwas Wind zu spüren und die Hitze nicht allzu drückend war.  Man weiß es nicht zu begründen, aber das Mittagessen auf der Alm mit der frischen klaren Luft schmeckt mindestens doppelt so gut wie im Tal :) 

Nach einem arbeitsreichen letzten Tag genossen wir den Feierabend bei herrlicher Aussicht nach dem Abendessen auf dem Balkon. 

Samstag - Tag der Abreise 
Am letzten Morgen wurden wir mit strahlend blauem Himmel verabschiedet. Voller neuer Erfahrungen und schöner Eindrücken packten wir am Samstag wieder unsere Koffer und fuhren gen Heimat.



Trotz der kurzen Zeit auf dem Hof haben wir uns sehr an die Lebensweise gewöhnt und der Abschied fiel nicht leicht. Wir wurden so herzlich in der Familie aufgenommen, einer Familie die stets zusammenhält und sich gegenseitig aushilft, wo es gerade nötig ist. Positiv überrascht wurden wir von der Offenheit und (Gast-)Freundlichkeit der Menschen. Menschen, die unentwegt fleißig arbeiten, hart arbeiten, körperlich arbeiten, ohne Klage. Der verantwortungsbewusste Umgang mit den Tieren, mit der Natur, mit den Lebensmitteln hat uns sehr beeindruckt und man kann sich hiervon "eine Scheibe abschneiden". 


Ein Einsatz auf einem Bergbauernhof ist weder zu unterschätzen noch zu romantisieren, ein "Urlaub  auf dem Bauernhof" sollte nicht erwartet werden. Der Aufenthalt sollte eine Unterstützung für den Hof sein, die vor allem in den Sommermonaten dringend benötigt wird. Ein Urlaub der etwas anderen Art, der sich für uns mit Sicherheit gelohnt hat.  

Bei Fragen zum Einsatz oder wenn ihr selbst Interesse habt, einen Einsatz in Südtirol zu machen, könnt ihr euch jederzeit an mich wenden. Viele Infos dazu bekommt ihr auch auf der Homepage des Vereins (Link siehe oben). 

Herzlichste Grüße, 
Eure Monabeleza

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